Der Orden der Hexenjäger

  • Forschungsnotizen: Teil I


    Nie hätte sich die freiheitsliebende Shael einmal vorstellen können, sesshaft zu werden oder gar freiwillig für einen stendarrgläubigen Orden zu arbeiten. Gut, besagter Orden hat zahlreiche Leichen im Keller – nicht nur metaphorisch gesehen. Zudem besitzt er eine verlockende Ansammlung alchemistischer Komponenten sowie ein hervorragend ausgestattetes Labor. Wie hätte sie also „nein“ sagen, als man ihr eine Anstellung mit regelmäßigen Einnahmen sowie freie Forschungsmöglichkeiten anbot?


    shael_labor01.pngObgleich man an dieser Stelle wohl auch erwähnen sollte, dass Shael zuerst nicht ganz freiwillig in den fragwürdigen Genuss der Vorzüge des Ordens kam. Doch dieses kleine Missverständnis – zumindest würde die Altmer jenes "klitzekleine" Verbrechen so nennen – konnte recht bald aus der Welt geschafft werden.


    Und nun saß sie hier inmitten stetig blubbernder Apparaturen, sonderbar müffelnder Ingredienzien und wabernder Substanzen in gut verschlossenen Gläsern – ein Paradies an Möglichkeiten für die Alchemistin.


    Vermutlich hätte Shael sich im Labor eingesperrt, wäre tief in ihren Forschungen versunken und nie wieder ans Tageslicht gekrochen, wenn man sie nicht ständig von ihrer Arbeit abhalten würde. Der Nachteil an dieser Anstellung war nämlich, dass man gelegentlich auch noch für die Hexenjäger arbeiten sollte. Skandalös! Hier ein paar arme Mädchen von nekromantischen Adligen befreien, dort einen angeblich unmöglichen Bankraub überprüfen, nebenbei einen lästigen Aufseher mittels Durchfallmittelchen loswerden… es gab einfach viel zu viel Ablenkung.


    Ferner hatte ihr dann auch noch der Großmeister höchstselbst diesen seltsamen Auftrag erteilt. Was er damit genau bezweckte, blieb Shael allerdings völlig verborgen. Die Altmer konnte sich für den Augenblick keinen Reim darauf machen. Dennoch wurde Shael rasch vom Forscherdrang gepackt. Zudem sollte man sich nie mit dem Stolz einer Altmer anlegen. Wäre doch gelacht, wenn sie das nicht schafft.


    Nun saß Shael im schummrigen Licht der unterirdischen Hallen und begann in kritzeliger Schrift die ersten Aufzeichnungen in ein ledergebundenes Buch zu bringen.


  • Die Diebe


    Nachdem es Cinis Ienith nicht gelungen war den Zweck des Zaubers zu ergründen, dessen Echo sie in dem ausgeräumten Bankverlies der Hexenjäger mit Hilfe von Shael der Alchemistin sichergestellt hatte, wandte sich die Kommandantin der Hexenjäger Vivienne Lorans an die Magiergilde in Wegesruh mit der Bitte den Zauber auf seinen Zweck hin zu untersuchen.

    Um die Geheimnisse des magischen Echos zu ergründen schlug die Meisterverzauberin der Gilde, Magistra Velynea, vor dieses zu entzaubern, die Verzauberung zu spiegeln und in eine Glaskugel zu versiegeln, wodurch ein "Spiegelartefakt" erschaffen werden sollte. Maga Aethyra Marethi sollte ihr auf Grund ihrer Erfahrung in der Schule der Mystik zur Seite stehen.

    Als Velynea das Echo entzaubert hatte, zerfaserte es und wurde zerstört, doch entstanden dadurch mehrere "Fäden" arkaner Energien, die entwirrt werden mussten, damit man sie verstehen konnte. Cinis Rolle bei der Durchführung der Analyse bestand darin die Fäden, welche aus Magicka bestanden, mit ihren Fähigkeiten als Hexenjägerin einzudämmen und an Ort und Stelle zu halten, damit sie sich nicht verflüchtigen konnten.

    Die Verzauberin untersuchte schließlich Faden für Faden und ihre Kollegin, die Mystikerin, spiegelte sie mit ihren Kenntnissen der Magie und übertrug sie in die Glaskugel. Der erste Faden offenbarte einen Blutzauber, ebenso wie jene, welche an ihn gebunden waren. Die Identität der Diebe war damit aufgedeckt!

    Der zweite Faden offenbarte einen Zauber der die Banne über dem Verlies der Hexenjäger brechen sollte!

    Der dritte Faden Magie enthüllte einen Bann der den Raum zu überbrücken vermochte und es den Dieben damit ermöglicht hatte zu fliehen.

    Der vierte und fünfte Faden zeigte den Magiern zwei Orte in und um Wegesruh – einen verfallenen Turm und einen Ort in der Kanalisation. Orte, an denen ähnlich gewebte Magie wirkte. Den Magiern schien es, als wären beide Orte durch eine Art Netz miteinander verbunden.

    Magistra Velynea wollte alsdann den sechsten und letzten Faden entwirren und ihm seine Geheimnisse entlocken, als dieser von schattenhafter Magie verdorben und schließlich verschlungen wurde, was es den Magiern unmöglich machte mehr aufzudecken.

    Doch die Magistra vermochte zumindest die Glaskugel mit einem Hellsichtzauber zu belegen, sodass es der Kommandantin des Ordens, Vivienne Lorans, möglich sein sollte sich den Einbruch ansehen zu können, als wäre sie dabei gewesen. Außerdem wirkte die Glaskugel fortan als eine Art Phylakterion, wodurch sie die Spuren der Diebe würde aufnehmen können.


    Magier.png


    Währenddessen wagten sich die Rekruten Ajahra und Armando DuBois, im Auftrag von Adrien Gelves, in den Untergrund von Wegesruh, dort wo Diebe, Bettler und jene verkehrten die nicht wollten das man sich in ihre Angelegenheiten einmischte. Ajahra wusste wie man in das Versteck der Gesetzlosen gelangte, offenbarte ihrem Begleiter jedoch nicht woher ihr Wissen stammte. Schnell waren sich beide jedoch einig das Ajahra die Leitung bei dieser Mission inne hatte.

    Während Ajahra das Wort der Tat vorzog, ließ Armando keine Gelegenheit aus sich aufzuspielen, Bewohner des Untergrunds zu bedrohen und sich insgesamt wenig lieb Kind dabei zu machen, sodass Ajahra ihn ermahnen und in die Schranken weisen musste, da das Gespräch mit einem Kneipenwirt zu eskalieren drohte. Der Wirt machte den beiden Hexenjägern mehr als deutlich, dass ihre Anwesenheit nicht erwünscht war.

    Doch bevor es dazu kam das der Wirt seine Schläger auf die beiden Rekruten hetzte, trat ein kleingewachsener Bretone mit schwarzen Haaren und abgewetzter Kleidung aus den Schatten und schaffte es die Situation zu retten. Er stellte sich ihnen als Clive Crow vor und meinte gehört zu haben wie die Beiden sich zu dem kürzlich begangenen Diebstahl in der Wegesruher Bank umgehört hatten. Er behauptete Informationen darüber zu besitzen, wollte diese aber an einem ruhigeren Ort mit Ajahra und Armando besprechen. Also zogen sie sich in ein kleines Lager zurück.

    Clive konnte ihnen zu den Dieben, die die Bank ausgeraubt hatten, nur wenig erzählen, dafür wusste er umso mehr über deren Auftraggeberin zu berichten. Laut ihm handelte es sich bei ihr um eine reiche Adelige die über Mittelsmänner Leute für den Raubzug rekrutiert hatte. Diese „Interessenten“ waren von den Mittelsmännern, seltsam vermummte Gestalten, an einen geheimen Ort geführt wurden wo sie Einzelheit zu dem geplanten Raub erfahren sollten. Er beschrieb die Frau als dralles Weib mit weißem Haar und übertriebener Schminke.

    Doch das war noch nicht alles: Er hatte außerdem Gerüchte gehört wonach es dieser Adeligen um ein bestimmtes Buch ging das aus dem betreffenden Verlies entwendet werden sollte. Die Diebe sollten die restliche Beute frei unter sich aufteilen dürfen. Ihr ging es nur um das Buch!

    Auf die Frage hin warum er ihnen so freimütig davon erzählte, begann Clive seine Besorgnis über diese Adelige zu teilen. Sie wäre im Untergrund geradezu eine Berühmtheit, denn alle die zu ihr gingen um einen Handel zu schließen kehrten zurück, ihre sehnsüchtigsten Wünsche erfüllt. Kranke waren geheilt. Arme schwammen plötzlich in Geld. Der ein oder andere fand die Liebe seines Lebens. Doch jeder von ihnen schien drei Tage später wie vom Erdboden verschluckt zu sein und es wurden immer mehr. Clive verstand nicht viel von derlei Dingen, doch er wusste das da etwas nicht mit rechten Dingen zu ging. Also verfolgte er die Mittelsmänner, denn den Aufenthaltsort der Frau kannte er nicht.

    Er verfolgte sie durch einen Einbruch durch eine Wand in der Kanalisation, hinein in eine Höhle. Was er dort mit ansah ging ihm durch Mark und Bein. Die seltsam vermummten Gestalten waren entkleidet. Sie waren keine Menschen! Menschenähnlich und doch fremd. Ihre Haut war schwarz, als wäre sie verbrannt. Rot-glühende Male durchzog das schwarze Fleisch und sie hatten sich in einer unterwürfigen Geste zu Boden geworfen und einen seltsamen Ritus angestimmt.

    Die Höhle selber war mit unzähligen Spinnweben verhangen, riesige Kokons hingen an den Wänden, eingesponnene Skelette von den Decken. Auf dem Boden lagen überall Knochen von Tieren und menschlichen Überresten verteilt. Clive blieb nicht länger als nötig und sah zu das er Land gewann.

    Darum hatte er den beiden Rekruten so freimütig sein Wissen kundgetan, denn er sorgte sich um seinesgleichen. Und „Die fette Hexe“, wie manch einer sie nannte, schien ihm eine ungemein große Gefahr für seine Leute zu sein. Er hoffte der Orden der Hexenjäger könnte sich um diese „Hexe“ kümmern.

    Ajahra beschloss sogleich zurück zur Amtsstube des Ordens zu eilen und die Kommandantin über diese neue Entwicklungen zu unterrichten.


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  • Forschungsnotizen: Teil II

    Offenbar lag dem Großmeister viel daran, dass Shael ihre Forschungen vorantreiben konnte. Entsprechend schnell hatte man ihr die angeforderten Arbeitsmaterialien und Werke zur Verfügung gestellt. Ausnahmsweise konnte die Altmer sogar einige Zeit ungestört arbeiten. Selbst der ständig über ihre Schulter blickende Darin (oder hieß er Darius? David? - wer braucht schon Namen?!) hatte endlich Ruhe gegeben, nachdem sich Shael in den tiefer gelegenen Bereich des Labors zurückziehen konnte.


    shael_labor02.pngIm ersten Schritt galt es für die Altmer die Sichtung der Schriftstücke. Ein eher langweiliges Unterfangen, welches sie rasch hinter sich bringen wollte. Schon immer bevorzugte Shael das praktische Arbeiten. Was gab es Besseres als die Wirkung eines Trankes wahrhaftig zu erleben, als sie in banalen Schriften nachzulesen?!


    Entsprechend machte sich die Alchemistin bald an die ihr gelieferten Versuchssubjekte. Wie wunderbar es doch war, endlich wieder an lebenden Objekten forschen zu können. Fast hätte Shael sich in ihrer Euphorie bremsen müssen, doch man möchte ja trotz allem professionell bleiben.


    So vergingen weitere Tage, vielleicht sogar Wochen. Wer konnte das hier unten in der kalten Dunkelheit schon so genau sagen?



  • Das Mitgefühl einer Krähe


    In der kleinen Taverne von Vol Schnellheber war nicht viel los. Allgemein herrschte dieser Tage eine bedrückende Stimmung, sogar oder gerade im Untergrund der Stadt. Einer der Gäste war ein Mann mittleren Alters namens Emil Juillard. Man sah ihn eigentlich selten hier an diesem Ort, da er in der Regel viel arbeitete um sich und seine Familie über Wasser halten zu können. Heute jedoch saß er in der provisorischen Schenke und klammerte sich an einen Humpen Bier. Er hatte seine Waldkleider angelegt und einen Rucksack auf dem Rücken. Seine Hände zitterten, die Schultern waren hinab gesunken, der Kopf gesenkt.

    Clive Crowe, der bleiche Bretone, die Krähe auf allen Dächern, streunte auch heute herum, wie man es anders von ihm nicht kannte. Wie eine herrenlose Katze war er mal hier und mal dort, tauchte überall auf nur um dann wieder zu verschwinden und niemand wusste, wohin er eigentlich Tag ein Tag aus ging. Seine Patrouille führte ihn letztlich an den Tresen des Schankwirts, wo er sich lässig an das Holz lehnte.

    "Ein Dunkelbier.", bestellte er beiläufig, doch sein Augenmerk lag in all seiner Aufmerksamkeit auf dem Mann neben sich statt auf seiner Bestellung und dem Wirt.

    Vol Schnellheber reagierte schweigend auf die Bestellung Clive's und stellte ihm einen Humpen von dem dunklen Gesöff hin. Emils Blick ruhte auf seinem eigenen Humpen und starrte in die Tiefe des trüben Gebräus. Er schien nicht einmal bemerkt zu haben wie Clive sich neben ihn an den Tresen gestellt hatte.

    "He, Kumpel...", versuchte letztlich die raue Stimme der Krähe zu ihm durchzudringen. "...du bist doch'er Neue hier, eh? Noch nich' lange in'er Gegend..."

    Emil hob langsam den Blick. Die Augenränder waren rot und geschwollen und er zwinkerte ein paar Mal. Er schien eine Weile überlegen zu müssen, dann nickte er jedoch schließlich.

    "Ja Herr..." Die Stimme des Mannes klang brüchig und kraftlos.

    "Lass's 'Herr' stecken. Hier unten sind wir alle's gleiche Gesocks.", entgegnete er mit einer tröstlichen Milde und lehnte sich etwas weiter zu ihm herab. "...Ärger da draußen, hm?", hakte er im leiseren Ton nach.

    Als Clive ihn auf "Ärger" hin ansprach, sank der Bretone nach vorne, verbarg das Gesicht in einer Hand und wurde plötzlich von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt, dass das Bier aus dem Humpen schwappte. Er schluchzte und jammerte erbärmlich.

    "Hey! Hey...", kam es ungewohnt sanft im Ton von dem bleichen Bretonen. Er versuchte dem anderen mit sanfter Bestimmtheit den Humpen zu entwenden um ihn in Sicherheit auf dem Tresen abzustellen, ehe er ihm tröstlich den Rücken tätschelte. "...so ging's uns all'n schon mal. Lass's raus und dann... lass' mal hör'n was los is'. Vielleicht kann man da ja was machen, eh?"

    Clive hatte keine Schwierigkeiten dem Mann seinen Humpen zu entwenden, denn dieser schien nur so viel Kraft hatte aufwenden können um ihn festzuhalten. Clive's Frage schien hingegen nicht wirklich zu dem armseligen Häufchen Elend durchzudringen, dass das Gesicht nun in beiden Händen vergrub, weinte, schluchzte, dessen ganzer Körper bebte. Erst nach einer ganzen Weile wischte sich Emil die Nase am Arm ab und sah zu Clive auf. Das Gesicht war nass vor Tränen, seine Miene schmerzverzerrt verzogen.

    "Da... Kann man nichts mehr machen.", stammelte er. "Meine Frau, Leore.... Phibie - mein geliebtes Kind. Sie sind... Fort! Fort...!" Sein Gesicht zuckte, er verzog die Mundwinkel und brach erneut in Tränen aus.

    Und Clive gab ihm die Zeit die er brauchte, in unerlässlich stoischer Ruhe seinen Rücken tätschelnd. Erst als Emil sprach, spitzte sich seine Aufmerksamkeit wieder und eine jähe Anspannung schoss in seinen Leib als er die Worte begriff.

    "Wohin?", fragte er nur, knapp, kalt im Schaudern dessen, was er zu ahnen glaubte.

    "Leore... War krank. Sehr krank.", sagte Emil leise und starrte auf seine Hände die er zusammengefaltet auf den Tresen gelegt hatte. "Ich wusste nicht wie ich ihr helfen konnte. Aber ich hörte von einer Frau die es konnte. Der einfache Weg, ist nie der Richtige. Hätte ich mich dieser Weisheit doch nur früher erinnert... Sie schenkte meiner Leore das Leben und forderte als Preis meine Hoffnung. Binnen drei Tag sollte ich zu ihr zurückkehren und meinen Tribut entrichten. Mein Leben schien wieder glücklich zu werden. Meine Frau war genesen und ich fand Arbeit in der Stadt. Doch als ich drei Tage später zu ihr zurückkehrte und ihr das entrichtete was ich als meine "Hoffnung" betrachtete, lachte sie nur. Sie sagte ich hätte sie betrogen."

    Emil stockte, sah mit weit aufgerissenen Augen auf seine zittrigen Hände. "Sie... Sie tötete meine Frau... Und.... Und..." Der Mann sank mit dem Gesicht nach vorne auf den Tresen und umschloss mit seinen Händen seine Stirn. "Und sie raubte mir all meine Hoffnung! Sie hat mir mein Kind gestohlen!“, hörte man gedämpft zwischen Weinen und Schluchzen.

    Seine Hand blieb wie ein Anker auf Emils Schulter liegen, schwer und schützend. Ein Griff, der noch etwas fester wurde, als er von dieser mysteriösen Frau hörte und von einem Impuls durchzuckt wurde, als Emil vom Tod seiner Gattin berichtete. "...Verdammt...", brummte er und fuhr sich mit den Fingern unwirsch durchs Haar, während er versuchte seine Gedanken zu sortieren und sich zuerst einmal auf das Wesentliche zu fokussieren.

    "...deine Frau... 's tut mir leid. Da wo sie jetzt is', könn' wir ihr nich' mehr helfen. Aber für'e Kleine...für die gibt's vielleicht noch Hoffnung! Gib' sie nich' auf, verdammt! Sie is' alles, was du jetzt noch hast!"

    Emil sah auf als Clive erneut das Wort an ihn richtete. Hoffnungslosigkeit lag im Blick des Mannes den man um alles beraubt hatte. Er schüttelte träge den Kopf.

    "Bevor wir nach Wegesruh kamen, war ich Pilzsammler draußen in den Weiten von Sturmhafen. Ich habe Geschichten gehört über die Frauen in den Sümpfen, drüben im Glenumbramoor, und jene jenseits der Berge. Vetteln die Kinder rauben um sie zu fressen. Die Kinder rauben um ihr Leben zu verlängern, sich selbst jünger zu machen! Meine Phibie wurde von einer Hexe geraubt!" Er ließ den Kopf geschlagen hängen. "Meine Phibie lebt nicht mehr..."

    "Das wissen wir noch nicht.", entgegnet er sehr entschlossen. "Und ich schwör' dir, ich lass' kein'n Stein auf'm ander'n, eh'ch nich' Gewissheit habe. Diese verdammte Sumpfvettel hat genug Unheil in mein'm Revier angerichtet! Damit ist jetzt Schluss!"

    "Ihr wart freundlich zu mir Ser, dass Ihr mit mir gesprochen habt. Aber für mich gibt es nichts mehr was mich in Wegesruh hält."

    Emil schob sich vom Tresen zurück und erhob sich langsam, etwas schwankend.

    "Ich kehre in meine Wälder zurück. Sollten die Dreugh mich erwischen bin ich wenigstens mit meinen Liebsten wieder vereint. Denn ich bin nicht nur ein Narr, sondern auch ein Feigling. Ich wage es nicht mir selbst die Kehle aufzuschlitzen. Lebt wohl freundlicher Ser. Und lasst Euch niemals auf den einfachen Weg ein... An seinem Ende wartet nur Kummer auf Euch."

    Emil schlurfte davon und wartete auch nicht ab ob Clive noch etwas zu sagen hatte. Die Dunkelheit des Unterschlupfes hatte ihn bald geschluckt und er war verschwunden.


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  • Wegesruh, vor der Amtsstube des Ordens der Hexenjäger, vor ein paar Tagen...


    Man könnte meinen, die Bilder gleichen sich, Geschehenes würde sich wiederholen, als ein berittener Bote aus Dolchsturz sein Pferd vor der Amtsstube des Ordens der Hexenjäger zum Stehen bringt.

    Kurz geht der Blick des Reiters gen wolkenverhangenen Himmel, aus dem am heutigen Tage wohl kein Regen fällt.

    Vor Monaten, als er schon einmal im Auftrage seiner Herrin Serina Orlos hier eintraf, um eine Botschaft zu überbringen, wurde er von schlechtem Wetter und viel Regen empfangen.

    Ob es damals wohl ein Zeichen war?

    Er kennt den Inhalt der Nachricht natürlich nicht, weiß aber, dass es einmal wieder um Marc Delacroix geht, den Säufer.

    Kurz das Gebäude durch das Visier seines Helms, steigt dann ab und übergibt die Nachricht zu Händen Kommandantin Vivienne Lorans.



    Es dauert nur einen Augenblick, ehe der Gerüstete wieder sein Pferd besteigt.

    Er ist froh, schon bald wieder den Rückweg antreten zu können und Wegesruh hinter sich zu lassen, doch will er seinem Tier eine kurze Pause gönnen und steuert die Stallungen an.


    Sitz des Ordens der Hexenjäger, nahe Wegesruh, ein paar Tage später...


    In seinem Kopf flackern wie wild die unterschiedlichsten Bilder auf, völlig zusammenhangslos und total durcheinander.

    Immer wieder sieht er sie, Serina, seine ehemalige Herrin, in die er wohl auch verliebt ist, was er natürlich nie zugeben würde.

    Daneben tauchen andere Bilder auf, explosionsartig und nicht schön.

    Tote Körper, geschunden und geschändet.

    Bilder des Todes, von Schlachten, die nie hätten stattfinden sollen und vom Gräuel, der am Ende stets die einfachen Leute trifft.

    Er träumt und es sind immer Träume, die ihn nassgeschwitzt erwachen lassen und ihn daran erinnern, dass ihn seine Taten irgendwann einholen werden.


    Wirre Träume im Suff.


    Dieses Mal erwacht er aber aus einem anderen Grund.

    Eric Howe, Hauptmann der Kompanie Eisenfaust, der ihn hier einst auf Bitten seiner Herrin im Orden einstellte, schüttet kaltes Wasser auf den schlafenden Delacroix.

    Im Nu ist er wach, reißt die Augen auf, gefolgt von einem leichten Hustenanfall.

    Er weiß im ersten Moment gar nicht, wo er gerade ist.

    Es riecht nach Tier, nach Pferd, um genau zu sein.

    Und es riecht nach Alkohol.

    Marc Delacroix hat einmal wieder zur Flasche gegriffen und ist am Ende hier, stockbesoffen, im Stall im Stroh eingeschlafen.

    Howe hat nach ihm gesucht und ihn also hier gefunden.

    Das bedeutet nichts Gutes, weiß Marc, als er sich mühsam aufrappelt und auf Geheiß von Howe nach vorne tritt.


    Hauptmann Howe findet Marc schlafend im Stall.


    Eric Howe ist nicht alleine.

    An seiner Seite erkennt Marc eine Frau, eine Bosmer, die er allerdings nicht kennt.

    Sie sagt nicht viel, überlässt dem Hauptmann das Reden.

    Howe war eine ganze Zeit weg.

    Man munkelte schon, es hätte ihn bei einem Einsatz erwischt.

    Marc war immer nur hier, innerhalb dieser Mauern und fristete ein Dasein zumeist als Stallbursche.

    Zumindest hat er es so gesehen.

    Kein Einsatz, dem man ihm zutraute.

    Nicht einmal als Begleitschutz.

    Er hat es als Strafe für seine Sünden empfunden, dafür, dass er dem Wein verfallen ist und jedem Weiberrock hinterher jagte.

    Und für die Dinge, die er als Soldat tat und auf die er nicht stolz ist.


    Nun kann er kaum seine Augen aufhalten und steht mit Kopfbrummen und ungepflegtem Haar vor Eric Howe, der ihm sicher eine ordentliche Standpauke halten wird.

    Was muss er wohl in diesem Moment für ein jämmerliches Bild abgeben?

    Doch Howe ist zunächst gar nicht so streng, spricht ruhig und fast väterlich und ist wohl eher enttäuscht ob des Scheiterns von Marc.

    Als er dann ein Schreiben seiner ehemaligen Herrin Serina Orlos erwähnt, die ihn wohl wieder aufnehmen würde, erhellt sich in diesem Moment dann doch die Miene von Marc.

    Serina hat ihn wohl noch nicht ganz aufgegeben, denkt er sich.

    Er schrieb ihr vor Wochen, flehte fast schon darum, ob sie nicht für ein gutes Wort einlegen könne, damit er diesem Orden verlassen kann.

    Nun hat sie also reagiert.

    Innerlich keimt in Marc wieder Hoffnung auf, dass alles wieder so werden wird, wie es einmal war.


    Marc muss Hauptmann Howe und seiner Begleiterin Rede und Antwort stehen.


    Als Eric Howe ihm dann aber in ruhigen aber klaren Worten erklärt, dass der Orden keine Verwendung mehr für ihn hat, wird er wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.

    Einerseits freut es ihn, dass er hier endlich weg kann, doch andererseits zeigt es einmal wieder, dass er gescheitert ist, dass er versagt hat.

    Howe hat es gut mit ihm gemeint.

    Er wollte nur das Beste, ihn den rechten Weg weisen.

    An ihm lag es nicht.

    Er war es, der es verbockt hat.

    Wieder einmal.

    Als er dann geht, seine Sachen zu packen, hat sich Howe bereits wieder abgewendet.

    Mit Versagern sollte man keine weitere Zeit vergeuden.


    Nur ein kurzer Blick Marc hinterher, dann wendet sich Howe wieder wichtigeren Dingen zu.


    Er hat es nicht anders verdient, denkt sich Marc und macht sich auf, die Heimreise gen Dolchsturz anzutreten...

    "Du kannst nicht warten, bis das Leben nicht mehr schwer ist, bevor du dich entscheidest, glücklich zu sein." - Zitat von Nightbirde beim Auftritt bei America´s Got Talent 2021, gezeichnet vom Krebs - gestorben am 19.02.22


    "Nichts hat einen Wert, wenn man nicht dafür gekämpft hat." (zitiert von Enric Milnes aus < Die Alik´r - Zweite Ära>)


    "Niemals tut man so vollständig und so gut das Böse, als wenn man es mit gutem Gewissen tut." (Blaise Pascal, 1623 - 1662)

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