Forschungsnotizen: Teil I
Nie hätte sich die freiheitsliebende Shael einmal vorstellen können, sesshaft zu werden oder gar freiwillig für einen stendarrgläubigen Orden zu arbeiten. Gut, besagter Orden hat zahlreiche Leichen im Keller – nicht nur metaphorisch gesehen. Zudem besitzt er eine verlockende Ansammlung alchemistischer Komponenten sowie ein hervorragend ausgestattetes Labor. Wie hätte sie also „nein“ sagen, als man ihr eine Anstellung mit regelmäßigen Einnahmen sowie freie Forschungsmöglichkeiten anbot?
Obgleich man an dieser Stelle wohl auch erwähnen sollte, dass Shael zuerst nicht ganz freiwillig in den fragwürdigen Genuss der Vorzüge des Ordens kam. Doch dieses kleine Missverständnis – zumindest würde die Altmer jenes "klitzekleine" Verbrechen so nennen – konnte recht bald aus der Welt geschafft werden.
Und nun saß sie hier inmitten stetig blubbernder Apparaturen, sonderbar müffelnder Ingredienzien und wabernder Substanzen in gut verschlossenen Gläsern – ein Paradies an Möglichkeiten für die Alchemistin.
Vermutlich hätte Shael sich im Labor eingesperrt, wäre tief in ihren Forschungen versunken und nie wieder ans Tageslicht gekrochen, wenn man sie nicht ständig von ihrer Arbeit abhalten würde. Der Nachteil an dieser Anstellung war nämlich, dass man gelegentlich auch noch für die Hexenjäger arbeiten sollte. Skandalös! Hier ein paar arme Mädchen von nekromantischen Adligen befreien, dort einen angeblich unmöglichen Bankraub überprüfen, nebenbei einen lästigen Aufseher mittels Durchfallmittelchen loswerden… es gab einfach viel zu viel Ablenkung.
Ferner hatte ihr dann auch noch der Großmeister höchstselbst
diesen seltsamen Auftrag erteilt. Was er damit genau bezweckte, blieb
Shael allerdings völlig verborgen. Die Altmer konnte sich für den
Augenblick keinen Reim darauf machen. Dennoch wurde Shael rasch vom Forscherdrang gepackt. Zudem sollte man sich nie mit dem Stolz einer Altmer anlegen. Wäre doch gelacht, wenn sie das nicht schafft.
Nun saß Shael im schummrigen Licht der unterirdischen Hallen und begann in kritzeliger Schrift die ersten Aufzeichnungen in ein ledergebundenes Buch zu bringen.
ZitatAlles anzeigenDer Einfluss Hircines auf den Geist eines Werwolfs und wie er gebrochen werden kann
von Shael Velandare Larethus
Introductio
Wie auch die verschiedenen Stränge des weitläufig verbreiteten Vampirismus ist die Lykanthropie eine übernatürliche Krankheit, welche nicht nur den Körper befällt, sondern direkt in den Geist eindringt. Entsprechend wird hier oft von einem Fluch oder - je nach Glauben - als Segen gesprochen. Damit fällt die Lykantrophie in das Spektrum der Anima infestatio, was eine Behandlung auf arkaner Ebene unabdingbar macht.
Infizierte werden weitläufig als Lykantrophen bezeichnet. Allerdings ist der Begriff nur bedingt korrekt, da es unterschiedliche Ausprägungen der Krankheit gibt. Neben der Verwandlung in einen Lykaner gibt es auch Stränge, welche die Verwandung in andere Werbestien zur Folge hat: Fledermäuse, Wildschweine, Krokodile oder Haie seien hier nur kurz erwähnt.
Die Übertragung der Krankheit erfolgt bereits durch kleinste Verwundungen mittels infizierter Klauen oder Fänge. Post mortem findet keine Verwandlung mehr statt, entsprechend ist das Überleben des Infizierten zwingend notwendig.
Befallene werden dabei mit Sanies Lupinus infiziert. Der Erreger verursacht eine auffällige Schläfrigkeit beim Opfer, welches sich nach drei Tagen Inkubationszeit vollständig in einen Lykantrophen verwandelt.
Einfacher und effektiver ist die Übertragung der Lykantrophie indem man das Blut eines Erkrankten trinkt. Hierbei erfolgt die Transformation unverzüglich.
Es besteht höchste Ansteckungsgefahr. Für die Forschung ist daher auf angemessene Sicherheitsvorkehrungen zu achten. Anzufordern sind:
- schwere Eisenketten
- Käfige mit dicken Eisenstäben und begrenztem Bewegungsraum
- Maulkörbe
- Eindämmungskristalle
- Blitzrunen (für besonders wilde Exemplare)
Notizen zum Ursprung der Lykanthropie
Sowohl in den alten Sagen verschiedenster Volksgruppen wie auch in Abschrieben kultistischer Hircine-Anhänger lässt sich der Ursprung der Lykantrophie direkt auf den daedrischen Prinzen Hircine zurückführen. Dieser habe die Krankheit ursprünglich als Segen für seine Anhänger erschaffen. Entspechend wird oft von “Hircines Gabe” gesprochen. Lykanthropen sind diesem Glauben zufolge die “Kinder” des Daedra.
Weiter heißt es, dass die Seelen verstorbener Lykanthrophen direkt gen Hircine übergehen. Eine entsprechend starke Verbindung ist damit vorauszusetzen.
Vage Aufzeichnungen über “verwandelte Wölfe” lassen sich gar bis in die merethische Ära zurückverfolgen.
Weitere Nachforschung in diesem Bereich ist zwingend erforderlich.
Folgende Werke sind anzufordern:
- Eine Abrechnung mit Werwölfen von Sage Svari
- Die Aspekte von Hircine von Juno Procillus
- Almanach des Volksglaubens
- Al Lamasshim nishuda Abu Leviatan von Abdul-Mujib al-Ash'abah
Weiterführende Literatur zur Sichtung:
- Liber Corporum
- Sammelband geprüft-scharlatanischer Abscheulichkeiten von Yersinia Engstrand
- Garauvoli Av Angavar (verschollen? Kharnagal?)
- Abschrift von Vairabrians Forschungstagebuchs