
Wegesruh, nahe der Stadtmauer, auf dem Festplatz...
Francois Chevalier zieht sich den Anzug nochmal glatt und prüft die Ärmel nach etwaigen Fusseln oder Unreinheiten.
Dabei rutscht ihm die Brille ein wenig die Nase herunter, macht aber keine Anstalten ganz runter zu fallen.
Es passiert wohl regelmäßig, denn er macht sich nicht die Mühe sie aufzuhalten oder wieder an die richtige Stelle zu schieben.
An seiner Jacke, die aus edlem Zwirn gefertigt wurde, entdeckt er an einem Knopf einen losen Faden, der dort herunter hängt.
Sofort verfinstert sich die Miene des Bretonen, der sich umgehend daran macht, ihn vorsichtig zu entfernen.
Das hat mir noch gefehlt, denkt er sich, während er langsamen Schrittes gen Festplatz schreitet.
Nun schlecht gelaunt ob jenes Fadens steuert er direkt den Verkaufsstand an, den man für ihn vorbereitet hat.

Francois Chevalier begutachtet seinen Verkaufsstand.
Er ist gerne etwas früher da, eine gute Vorbereitung ist alles.
Der Festplatz für das anstehende Erntedankfest ist noch fast leer.
Das sollte sich rasch ändern.
Jetzt hat er Zeit, zu prüfen, ob man alles so hergerichtet hat, wie er es anwies.
Alleine die Fahrt mit dem Schiff gen Wegesruh war dieses Mal ein echte Tortour.
Schlechtes Wetter, hoher Wellengang und der Verlust einiger Waren.
Eine Kiste wurde zerstört und Ratten machten sich über den Käse her.
Nun muss er mit dem zurecht kommen, was gerettet werden konnte.
Der Verkaufsstand ist soweit in Ordnung, denkt er sich.
Nicht perfekt, aber es sollte reichen, wobei ihn dieser lose Faden an seiner Jacke nicht aus dem Kopf gehen will.

Jean-Pierre O'Donell, der gut gelaunte Barde, tritt an Francois heran.
Das Fest beginnt, die ersten Besucher treffen ein.
Schnell füllt sich der Festplatz.
Francois will sich einen Überblick verschaffen, seinen Platz aber nicht verlassen.
Er hat es oft genug erlebt, dass flinke Hände sich an seinen Waren zu schaffen machten, während er sie nur für kurze Zeit aus den Augen ließ.
So etwas wird ihm heute nicht passieren, nein.
Einen einfachen Hocker hat man ihn zur Verfügung gestellt.
Immerhin, wenn er ihn auch zunächst ob seiner Tauglichkeit überprüft, ehe er sich dort nieder lässt.
Wein und Käse hat er heute im Angebot.
Irgendwie beschleicht ihn das Gefühl, dass das Geschäft nicht laufen wird.
Eher werden sie diesen Krabben zujubeln, die in einem Gehege um die Wette laufen und bei den Wetten ihr Gold verlieren, statt es ihm in die Börse zu legen.
Ja, heute wird es nichts mit dem Geschäft, da ist er sich sicher und denkt wieder an den losen Faden.

Jesper unterbricht das Gespräch mit dem Barden und sorgt wohl dafür, dass Francois kein Geschäft macht.
Francois schwelgt schon fast in Gedanken, als wohl der Barde sichtlich gut gelaunt an seinem Stand stoppt und ihn direkt anspricht.
Was für ein rausgeputzter Gockel, denkt er sich, als er sich ihm als Francois Chevalier vorstellt und sich galant verbeugt.
Und was der für eine fast schon ekelhaft gute Laune hat, während er hier vermutlich Stunden umsonst hockt, weil niemand einen guten Wein und guten Käse zu schätzen weiß.
Aber er zeigt doch echtes Interesse.
Die Miene von Francois erhellt sich, sieht schon die Münzen in seine Börse wandern, als sie plötzlich von einem anderen Bretonen unterbrochen werden.
Es ist der, der die Ansprache halten wird, ein Jesper soundso.
Den Namen hat Francois schon vergessen, ehe er ihn komplett nennen konnte, denn jener Jesper ist gerade dabei, ihm das erste Geschäft des Abends zu versauen.
Und er hat Erfolg damit.
Jean-Pierre O'Donell, so der Name des <Gockels>, hüpft direkt mit ihm zur Bühne, seine Laute im Anschlag und lässt den frustrierten Francois an seinem Stand zurück.
Der lose Faden war ein schlechtes Zeichen, denkt er sich, lässt sich wieder auf seinem Hocker nieder und beginnt, die Ärmel seiner Jacke mit einer Bürste zu säubern, obwohl sie im Grunde sauber sind.

Jesper scheint bei der Eröffnungsrede nervös.

Jean-Pierre O'Donell weiß mit seiner Darbietung zu begeistern.
Jesper ist derart nervös, dass er gar seine Notizen fallen lässt.
Was für ein Dilettant, stellt Francois fest, während er ihn aus der Ferne beäugt.
Der Barde daneben versucht die stotternde Rede so gut es geht mit Gesang, der Laute und seiner guten Laune zu retten.
Die Gäste scheint es nicht zu stören.
Insgesamt sind wieder viele Frauen da.
Die Männer saufen wohl lieber in den Tavernen der Stadt oder schwingen bei Abenteuern die Klinge.
Da gesellt sich Imbera Deikan zu ihm, die rasch echtes Interesse an einem guten Wein hat.
Francois setzt das breiteste Lächeln auf, gibt alles, um wenigstens seine Ausgaben ein wenig rein zu holen.
Doch die Dame will nicht so recht anbeißen.
Ein derart gutes Angebot macht er sonst nicht, zwei Flaschen vom Klaren Syrahwein zum Preis für fast nur eine, sowie ein Stück feinstem Käse ihrer Wahl.

Imbera Deikan sorgt für die ersten und einzigen Münzen in der Börse von Francois.
Immerhin nimmt sie ihm eine Flasche ab und noch etwas Kreischkäse.
Besser als nichts, denkt sich Francois, dem immer wieder seine Brille ein wenig die Nase herunter gleitet und deswegen meist den Kopf etwas heben muss, um alles in voller Schärfe wahrnehmen zu können.
Mit gerade durchgedrücktem Rücken, sowie erhobenen Kopf und ein wenig herunter gerutschter Brille, kann man schon mal schnell den Eindruck gewinnen, dass der gute Francois Chevalier aus einer angesehenen Adelsfamilie stammt, der sich nicht mit jedermann abgibt.
Schon mal gar nicht mit dem einfachen Volk.
Als dann das Krabbenrennen endlich beginnt, ist es aber wieder vorbei mit dem Geschäft.
Die Zuschauer jubeln, die Münzen wandern zum Wettanbieter, während die drei Krabben ich Bestes geben, so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen.
Ob sie insgeheim wissen, dass sie eh im Kochtopf landen, denkt sich Francois in diesem Moment.
Grölende Zuschauer, die ihre Münzen für todgeweihte Meerestiere ausgeben, erinnern ihn an die Arenen der Kaiserlichen, die ihre Gladiatoren zum Sterben in die Kämpfe zwangen.

Das Krabbenrennen begeistert die Besucher, während Francois dem Ereignis nicht viel abgewinnen kann und lieber auf seine Waren aufpasst.
Es war ja ganz nett, doch macht sich Francois daran, weiter zu ziehen.
Als Imbera Deikan ihren Wein und Käse abholt, huscht wenig später auch der immer noch bestens gelaunte Barde an ihm vorbei, während er sich daran macht, seinen Stand zu schließen.
Er wird wohl noch eine Weile in Wegesruh bleiben, das nächste Schiff gen Dolchsturz trifft erst in einigen Tagen ein.
Vielleicht ergeben sich ja noch ein paar Geschäfte.
Er muss nur aufpassen, dass er selbst nicht zu viel Münzen in der Taverne lässt.
Während er den Festplatz verlässt, sieht er, wie sich weiterhin noch einige Besucher dort tummeln und ausgelassen feiern.
Der lose Faden, der war schuld, denkt er und sieht darin jenes böse Omen, das ihm am Ende auch nicht das erhofft gute Geschäft einbrachte.
(OoC)
Für mich war es eine rundum gelungene Veranstaltung.
Besten Dank an die Organisatoren und zahlreichen Besucher für tolle RP-Stunden!