Auf Vvardenfell, nahe Balmora, auf dem Nethlas-Anwesen...
(...Fortsetzung)
Arle ist ihr Name, sagt sie.
Sicher nicht ihr richtiger, denkt sich Wachmann Gamam in diesem Moment und ist weiterhin bereit, seine Klingen blitzschnell zu ziehen, um diesem Weib das Fürchten zu lehren.
Geheuer ist sie ihm definitiv nicht.
Als die Hausherrin Almdroni Nethlas unruhig den Saal verließ und die Astrotia und ihn einfach so zurück ließ, mutet es schon sehr seltsam an, dass nur kurze Zeit später diese mysteriöse Dunmer auftaucht.
Gamam ist gewarnt und vorbereitet, doch Astrotia, die ihm vorsteht, scheint die momentane Szenerie recht gelassen einzuordnen.
Oder es ist nur Schein, ein Trick, um Stärke zu zeigen?
Arle ist in Roben gehüllt, das Gesicht halb durch einen Schleier verdeckt.
Das erweckt nicht gerade Vertrauen, denkt sich Gamam, der selbst die meiste Zeit mit einem Helm herum läuft, der sein komplettes Haupt umhüllt.
Auch Astrotia zeigt nicht ihr ganzes Gesicht, doch will die Wache wohl lieber Vorsicht walten lassen und hat scheinbar eine ordentliche Ablehnung gegenüber selbstbewusst auftretenden Frauen, die ihm durch ihr Auftreten nur verdeutlichen, wie klein und jämmerlich er in Wahrheit ist.
Wenn sie es drauf anlegt, zerschneide ich sie in kleine Scheiben, denkt er sich, während Astrotia eine Unterredung beginnt.
Gamam ist unsicher, ob sie sich nur unterhalten oder ob es ein Verhör ist.
Und wenn, ist zudem auch für ihn nicht direkt ersichtlich, wer hier eigentlich wen verhört.
Die mysteriöse Dunmer nennt sich Arle.
Eine reisende Magierin ist sie, erklärt sie.
Sie will sich hier in jener Bibliothek des Hauses weiter fortbilden.
Gamams angespannte Körperhaltung wird ein wenig aufgelöst, als er meint, dass es hier zunächst nicht auf eine Konfrontation hinaus läuft.
Natürlich ist ihm dennoch unklar, warum sie auf die Fragen von Astrotia zunächst ein wenig ausweichend reagiert.
Sie weiß mehr, als sie sagt, meint der Gerüstete und formt seine Augen zu kleinen Schlitzen, als hoffe er, er könne dadurch mehr an Arle erkennen.
Astrotia nennt ihr bei ihrer Vorstellung einen anderen Namen.
Genial, denkt sich Gamam, als ihm plötzlich eine Idee in den Sinn kommt.
Auch er stellt sich vor, nachdem er sich bei Astrotia vergewissert hat, sprechen zu dürfen.
Ihm als einfache Wache steht das normalerweise nicht zu.
Arle scheint für einen Moment plötzlich abwesend, in Gedanken.
Als er sich als >Llovryn Velas> vorstellt, tritt plötzlich eine kurze Stille ein, die er selbst gar nicht recht wahrnimmt.
Ob nun gewollt, oder nicht, reagiert Arle dann doch und es wird deutlich, dass sie, die umherziehende Magierin, scheinbar doch nicht so zufällig hier ist.
Und dass sie mehr über die Geschehnisse rund um den Tod des <Dicken>, sowie Llovryn Velas, weiß, als sie zunächst zugegeben hat.
Gamams Körper versteift sich einmal wieder, als die mysteriöse Dunmer ihren Tonfall ändert und andeutet, dass es besser wäre, man würde keine Scherze mit ihr treiben.
Astrotia ist wohl recht schnell klar, dass es von Vorteil wäre, ihren Wachmann im Zaun zu halten.
Eine direkt Konfrontation würde nicht gut für den teils naiven, aber angriffslustigen Gamam ausgehen.
Und das hilft nun mal niemanden weiter, zumal sie sich vermutlich dann gegenüber Iveffyn Andaai rechtfertigen muss, warm Dunruhn ein Wache weniger in ihren Reihen hat.
Für Gamam sieht es indes so aus, als würden Astrotia und Arle auf bestimmte Weise miteinander flirten, als einander auszuhorchen.
Sein limitierter Verstand kann das nicht verstehen und so bekommt er auch nicht mit, dass Arle plötzlich zusammen zuckt und mitten im Wort inne hält, als hätte sie einen Geist gesehen.
Es scheint, als würde der mysteriöse Gast auf dem Nethlas-Anwesen in Gedanken, ja fast schon abwesend.
Gamam tut es als Arroganz ihnen gegenüber ab, als wäre sie ihn überdrüssig, nicht mehr von Wert.
Das macht ihn nur noch wütender.
Was würde er darum geben, seine Klingen ziehen zu dürfen und Arle zu zeigen, zu was er mit seinen Waffen imstande sein kann.
Astrotia ist es, die es am Ende durch eine klar gestellt Frage schafft, die Antworten zu bekommen, nach denen man die ganze Zeit suchte.
Astrotia ist es aber dann, die, statt nur herum zu reden, direkt auf den Punkt kommt und Arle eine Frage stellt, die - hätte man sie zu Beginn gestellt - allen wohl eine Menge Zeit erspart hätte.
Denn die Antwort ist genau so klar, wie die Frage, was umgehend dazu führt, dass es wohl keinen weiteren Anlass gibt, einander auf den Zahn zu fühlen.
Manchmal kann es doch einfach sein, denkt sich Gamam, der sich weiterhin nicht darüber im Klaren ist, ob sein zuvor erdachter >genialer< Schachzug, ihn nicht später einmal einholen wird.
So verlassen Astrotia und Gamam das Nethlas-Anwesen, um Iveffyn Bericht zu erstatten und lassen Arle mit ihren Gedanken zurück.
Gamam ist sich sicher, dass sie diese Dunmer so schnell nicht wieder sehen.
Aber sicher ist wohl nur, dass er sich hier, wie in so vielen Dingen, wohl erheblich täuscht...