Lucanus Tenvaro

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    „Der letzte Marsch des Lucanus Tenvaro“


    1 Die ersten Jahre


    Lucanus Tenvaro wurde als zweiter Sohn eines kaiserlichen Beamtenhauses in Kvatch geboren. Sein Vater, Decilian Tenvaro, war ein disziplinierter Magistrat im Dienste des Provinzprätors. Seine Mutter Valena Eirwen Tenvaro, geborene Eirwen aus Falkenring., eine kultivierte Frau mit nordischem Blut, sorgte dafür, dass Lucanus schon früh nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in Geschichte, Philosophie und Kriegstheorie unterrichtet wurde.

    Lucanus war ein kluger Junge – analytisch, pflichtbewusst, aber mit einem ungesunden Maß an Stolz. Er lernte schnell, seine Umgebung nicht nur zu begreifen, sondern zu beobachten, zu kontrollieren – und zu nutzen. Während sein älterer Bruder Varenius sich ganz der Verwaltung verschrieb, zog es Lucanus zur Strategie: Nicht die Feder, sondern der Gedanke war seine Waffe.


    2 Frühe Karriere – Legion und Intrige

    Mit siebzehn trat Lucanus der Legion bei – nicht aus Ehre, sondern weil er wusste, dass dort Macht und Einfluss geschmiedet wurden. In den Grenzkonflikten um Cyrodiil machte er sich schnell einen Namen als Feldstratege, nicht durch Mut, sondern durch Präzision. Seine Pläne waren hart, effizient, manchmal grausam.

    Seine Truppen nannten ihn „Der Kaltblütige“ – nicht, weil er keine Gefühle zeigte, sondern weil er keine zuließ, wenn sie den Sieg behinderten.

    Lucanus wurde schnell befördert – Centurio, dann Tribun, zuletzt ein persönlicher Berater für mehrere Prätoren in Elsweyr. Dort lernte er: Krieg ist nicht Sieg. Krieg ist Verwaltung. Sieg bedeutete nichts, wenn die Provinz danach zerfiel.

    Er begann, sich für Verwaltung zu interessieren – nicht die Buchhaltung, sondern die Architektur von Macht.

    Er schrieb verdeckte Berichte über loyale Statthalter, kontrollierte inoffziell ranghöhere Führungsriegen, verriet gelegentlich einen unfähigen Vorgesetzten – nicht aus Überzeugung, sondern weil es dem System diente.


    3 Wandel – vom Strategen zum Zweifler

    Lucanus sah jedoch auch die innere Fäulnis des Imperiums. Korruption, Günstlingswirtschaft, leere Titel ohne Leistung. Er hatte ganze Garnisonen gerettet, nur um ihre Belohnung in den Taschen anderer versickern zu sehen.

    Er hatte Dörfer geräumt, Städte belagert, Aufstände zerschlagen, weil es die Taktik gebot – nicht die Gerechtigkeit.

    Ein Schlüsselereignis änderte alles: In der Schlacht von Hattuvar im nördlichen Elsweyr sollte Lucanus einen taktischen Rückzug anordnen. Seine Befehlshaber zwangen ihn jedoch, die Stellungen zu halten – obwohl es einen sicheren Tod bedeutete. Über zweihundert Männer starben, während Lucanus von einer Mauer aus zusah, die er nie hatte bauen wollen.

    Er überlebte. Die Kommandanten starben. Und niemand sprach je wieder über den Befehl.

    Nur Lucanus erinnerte sich – und er begann, Fragen zu stellen.


    4 Rückzug – Bücher statt Befehle

    Er zog sich zurück. Zuerst offiziell, dann inoffiziell. In den Jahren nach dem Hattuvar-Vorfall wirkte Lucanus noch als Berater für militärische Theorie, unterrichtete Strategenlehrlinge und schrieb pseudonyme Abhandlungen über Defensive Kriegsführung und moralische Ambivalenz.

    Er begann, sich mit alten Kulturen, vergessenen Taktiken und der Grenze zwischen Magie, Mythos und Logik zu beschäftigen. Besonders faszinierte ihn die Frage:

    Zitat
    „Kann man das Schicksal einer Nation lenken, ohne dass sie es bemerkt?“

    Er studierte alte Texte, verbrachte Zeit in Arkanen Archiven und isolierten Festungen. Doch die Rufe der Legion verstummten nie ganz. Immer wieder klopften Gesandte an seine Tür – sie wollten den alten Strategen zurück.

    Doch Lucanus war müde geworden. Nicht körperlich – sondern moralisch.


    5 Wegesruh – der letzte Schritt

    Der Entschluss kam nicht plötzlich. Es war kein Sturm, sondern ein stiller Wind, der ihn bewegte.

    In einem verstaubten Archiv in Senchal stieß Lucanus auf einen alten Vermerk:

    Zitat
    Wegesruh – Knotenpunkt vergessener Linien. Neutral, aber nicht leer. Ein Ort zum Sehen – nicht zum Kämpfen.“

    Er reiste inkognito dorthin. Und was er fand, war genau das:

    Eine Stadt am Rande der Politik. Nicht ganz sicher, aber auch kein Schlachtfeld.

    Ein idealer Ort für jemanden, der beobachten, studieren – und eingreifen konnte, wenn es notwendig war.

    Er kaufte ein altes Gehöft am Ortsrand von Wegesruh.

    Nicht, weil er Landwirtschaft mochte, sondern weil das Haus ihm Struktur bot. Räume für Bücher. Wände für Pläne. Gärten für Gedanken.

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